Verden – Das doppelte Lottchen? Der Film mit Lieselotte Pulver wird nicht allen, aber vielen bekannt sein. Doch viermal die gleiche Person auf der Bühne, und dann noch vierstimmig, da dürfte sich der Zuschauer doch ein wenig verdattert die Augen reiben. Aber gibt es tatsächlich. Sandra Bysäth und ihr Chor Lighttrain gehen musikalisch überraschende Wege, um gemeinsam zu singen, ohne sich in Corona-Zeiten in Gefahr zu bringen.
Der Chor, das ist nicht nur Singen von Gospel und Pop, der Chor, das ist auch Gemeinschaft, Gemeinsamkeit, von jüngeren und älteren Menschen, die sich austauschen – und umarmen. Jedes Merkmal ist für sich allein genommen in einer Pandemie schon nicht möglich, weil gefährlich. Für die Älteren mehr als für die Jüngeren. „Mit Ausbruch von Corona und dem Bekanntwerden des Ausmaßes war klar, der übliche Umgang miteinander fällt aus“, so Uta Sieber, Vorsitzende des Chors und „Mädchen für alles“.
Sandra Bysäth, seit fünf Jahren Chorleiterin von Lighttrain, stimmt ihrer Vorsitzenden zu. Allein lassen, ganz ohne Musik und Gesang, wollte sie ihren Chor trotz Pandemie aber nicht. 33 Mitglieder zählt das Ensemble, schier unvorstellbar, wie das gesamte Personal gesanglich und gemeinsam trotzdem trainiert werden kann. Aber die Übungsleiterin ist Pragmatikerin und mit Optimismus gesegnet. „Geht nicht, gibt’s nicht“, lacht sie.
Technisch begabt, ihren Mann, Informatiker und Medienwissenschaftler, an der Seite, produzierte Sandra Bysäth Videos. „Vier Stimmen hat der Chor, also gibt‘s für jede Stimme ein Video“, erzählt Sandra Bysäth. Vier Stimmen, das sind Sopran, Alt, Tenor und Bass. Sandra Bysäth sang auf allen Videos die jeweils passende Stimme. Anstrengend zwar, aber, gelernt ist gelernt, kann sie, klingt einwandfrei. Jedes der 33 Chormitglieder bekam Post per online, konnte sich seine Stimme als Youtube-Video herunterladen – und üben.
Mit der Technik hakte es zu Beginn noch bei dem einen oder anderen, aber gut Ding will Weile haben. Es lief zunehmend besser. „Die Chormitglieder sind begeistert“, so Vorsitzende Uta Sieber. Trotz Corona endlich wieder Leben in der Bude.
Sandra Bysäth tüftelt gerne und weiter. „Für den Anfang war das auf jeden Fall schon ganz gut, aber es geht noch mehr“, so ihr Anspruch. Also weiteres Material, im mp3-Format oder bei Youtube, der Chor sollte schließlich in Schwung bleiben. Wieder gab es Post für die Chormitglieder. Die dürften sich gewundert haben, denn in dem Beitrag fehlte die Sing-Stimme des Adressaten. Wer Bass sang, der hörte zwar Sopran, Alt und Tenor, aber eben nicht Bass. Den, so die Übung, sollte er selbst singen. „Auch das klappte“, so Bysäth. Ausgetauscht über die Ergebnisse wurde sich per Telefon oder über eine Whats-App-Gruppe auf dem Handy.
Zwischendurch, als der Lockdown Pause machte und Treffen unter Coronabedingungen und in Kleingruppen wieder angesagt waren, durfte kurz mal live, im Gemeindezentrum am Plattenberg, probiert werden, ob die ungewohnten Übungen denn auch Früchte trugen. „Alle Stimmen in Topform“, lobte die Chorleiterin.
Das Ensemble zeigte sich gewappnet für neue Auftritte – und wurde, wie alle, erneut vom Lockdown getroffen. Dahin war wieder jede Gemeinsamkeit. Aber Jammern hilft nicht, Sandra Bysäth tüftelte erneut. Nun wird „gezoomt“. Live und über das Internetportal können sich alle 33 Chormitglieder einloggen. Disziplin ist gefragt. Wenn die Chorleiterin am Klavier sitzt und den Ton angibt, müssen alle anderen zu Hause ihr Mikro stumm schalten. Dann wird’s spannend, wenn die Dirigentin einem der Teilnehmer ein Zeichen gibt, Mikro auf, und er oder sie darf singen. Vor allen anderen Mitgliedern, die in ihrem eigenen Wohnzimmer sitzen und andächtig – und kritisch – zuhören. So geht das wechselweise und immer reihum. „Es macht mir und auch dem Chor unglaublich viel Spaß, und weil wir uns sehen und, bei entsprechender Disziplin, gut hören, ist es – wenn auch nur ein Stück – Gemeinsamkeit.“
Und geredet wird. Nach der Probe, dann in kleineren Chat-Gruppen, zu viert. Sonst würd’s halt durcheinandergehen. Gesprächsstoff gibt’s genug. Themen sind natürlich die Musik, und ein Musikvideo, aufgenommen im Gemeindezentrum am Plattenberg. Angeklickt, und auf einmal da Sandra Bysäth, im Kirchenraum. Neben ihr drei weitere Frauen, die ihr täuschend ähnlich sehen, nur anders gekleidet sind. Es ist ein weiterer technischer Clou, mit dem die Chorleiterin durch eine besondere Schnitttechnik das „Bysäth-Quartett“ zum Leben erweckt. Aber nicht nur das: Sie ist sogar zu hören, und zwar vierstimmig, „Sing with love“, so als wäre es live. Sopran, Alt, Tenor und Bass, bester Sound. „Wäre sehr schön, wenn wir das bald alle wieder gemeinsam dürften“, wünscht sich die Chorleiterin. Und bis dahin? „Einmal wöchentlich, immer Dienstag, ist Chorprobe. Überraschungen inklusive“, freut sich Sandra Bysäth. „Und der Chor“, weiß Uta Sieber, „der freut sich auch.“
Kreiszeitung - 04.02.2021
Chorfreizeit 2022 – Freude pur!
Nachdem die Chorfreizeit im vergangenen Jahr ausgefallen war, standen wir im Dezember vor der Entscheidung, ob wir sie jetzt nachholen wollten. Eine große Mehrheit sprach sich dafür aus, und wir atmeten auf, als es am 18. März tatsächlich losgehen konnte.
Endlich wieder gemeinsam proben!
Im Mai kam die gute Nachricht, dass wir wieder gemeinsam proben dürfen. Am 18. Mai trafen wir uns –unter Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienebedingen- zunächst in Deelsen. Der Landwirt Henning Müller hatte sich spontan bereit erklärt, uns draußen und überdacht einen Platz zur Verfügung zu stellen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
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